Jede Gesellschaft hat andere Tabuthemen, und in Deutschland ist es das liebe Geld. Dies gilt auch in vielen christlichen Kreisen, insbesondere im Kontext von Mission. Doch warum eigentlich ist Geld ein so sensibles Thema? Die Motive dafür sind vielfältig: Neid, Konfliktvermeidung, Schutz der Privatsphäre, Scham, Angst vor Kontrolle, Stolz, Selbstwert, Angst, Not und viele andere mehr. Allerdings ist der verantwortungsvolle und transparente Umgang mit Geld in der Mission essenziell: Ohne finanzielle Transparenz fehlt oft die Unterstützung und so könnten viele Dienste nicht existieren, Missionarsfamilien nicht versorgt und Projekte nicht weiterentwickelt werden.
Doch wie sollen wir über Geld sprechen? Wie finden wir die Balance zwischen Vertrauen auf Gottes Versorgung und verantwortungsbewusstem Haushalten? Und wie können wir vermeiden, dass Geld entweder zum Götzen oder zum Tabuthema wird? Eine Antwort darauf finden wir bei Jesus selbst. Überraschenderweise ist Geld eines der häufigsten Themen in seinen Lehren. Jeder sechste Vers in den Evangelien bezieht sich auf finanzielle oder materielle Themen, 16 von 38 Gleichnissen handeln direkt oder indirekt von Geld, Besitz oder Reichtum. Insgesamt gibt es über 2.300 Verse in der Bibel zum Thema Geld, Reichtum und Besitz – mehr als zu jedem anderen ethischen Thema. Warum? Weil Geld nicht nur ein wirtschaftliches, sondern vor allem ein geistliches Thema ist. Jesus wusste, dass unser Umgang mit Finanzen unser Herz offenbart: „Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ (Matthäus 6,21). Dabei hat Gott nichts dagegen, wenn wir Geld besitzen, solange das Geld uns nicht besitzt. In der Mission sind Finanzen ein tägliches Thema, aber sie sollten uns nicht beherrschen. Statt Geld zu tabuisieren oder zu vergöttern, sind wir aufgerufen, es als Werkzeug für Gottes Reich zu sehen:
Geld als Prüfstein des Glaubens
In der Mission stehen wir vor der Frage: Vertrauen wir auf Gottes Versorgung oder verlassen wir uns auf Finanzpläne? Jesus fordert uns auf, ihm zu vertrauen, doch auch kluge Planung ist wichtig (Lukas 14,28). Die Herausforderung liegt darin, weise zu handeln, ohne in Sorgen oder Kontrollzwang zu verfallen. In der Mission sehen wir, wie Geld sowohl ein Segen als auch eine Gefahr sein kann. Ein weiterer Punkt ist es, Großzügigkeit als Lebensstil zu pflegen. Jesus lobt die, die ohne Erwartung geben. Wahre Nachfolge zeigt sich in Freigiebigkeit statt in Angst oder Kontrolle. Deshalb die Frage, auch an uns Missionare – sind wir großzügig, sind wir treu mit dem Zehnten?
Spannung zwischen Vertrauen und Verantwortung
Viele Missionare kennen die Situation: Man hat eine klare Berufung, aber die finanzielle Absicherung ist unsicher. Als wir vor unserer Ausreise nach Kenia einen Unterstützerkreis aufbauen mussten, standen wir genau in dieser Spannung. Wir hatten sechs Monate Zeit, darüber zu sprechen, dass wir ab Oktober 2024 für mindestens drei Jahre dauerhaft monatlich 5.500 Euro an Spenden benötigen. Dafür braucht es mehr als gute Kommunikation, es braucht Vertrauen – in Gott und in die Menschen. Wir kannten unsere Entsendegemeinde, die Hope Kirche Winnenden, vorher nicht, und die Menschen kannten uns nicht. In so einer neuen Umgebung direkt über Finanzen zu reden, führt zu Unsicherheiten, Fragen und Spannungen. Statt diesen aus dem Weg zu gehen, entschieden wir uns für Ehrlichkeit und Transparenz. Wir haben offen erklärt, warum dieser Betrag notwendig ist, keine Details zurückgehalten und schwierige Fragen nicht umgangen. Denn Vertrauen wächst, wenn Menschen verstehen, worum es wirklich geht. Doch wir wussten auch: Versorgung kommt nicht durch Menschen allein, sondern durch Gott. Deshalb war Gebet ein zentraler Bestandteil unseres Weges. Wir haben selbst immer wieder dafür gebetet und auch die Gemeinde ermutigt, mit uns für dieses Anliegen einzustehen. Durch Gebetsabende und den Newsletter blieb das Thema präsent und wurde zu einem gemeinsamen Glaubensprojekt.
Gleichzeitig haben wir in Beziehungen investiert, Spender persönlich angesprochen und Zeit mit ihnen verbracht – nicht nur mit der Frage nach Unterstützung, sondern mit echtem Interesse aneinander. Auch in neue Gemeinden sind wir nicht prioritär wegen der Spenden gegangen, sondern um zu dienen. Wir haben gepredigt, uns einladen lassen und unser Herz für die Menschen vor Ort geöffnet. Und genau darin haben wir erlebt, wie Gott versorgt – oft auf unerwartete Weise.
Als wir im Oktober 2024 dann ausreisten, war uns eines bewusst: Dieses Spendenziel zu erreichen, war nicht das Ergebnis bloßer Planung oder Strategie. Es war eine Kombination aus konsequentem Engagement, einer klaren und ehrlichen Kommunikation sowie tiefem Vertrauen in Gottes Versorgung. Von Anfang an wussten wir, dass wir auf ihn angewiesen sind – und er hat auf eindrucksvolle Weise Türen geöffnet und Menschen bewegt. Diese Erfahrung hat uns noch einmal deutlich gemacht, dass echte Mission nicht auf finanzieller Sicherheit beruht, sondern auf Gottes Treue und dem Mut, Schritte des Glaubens zu gehen.
Die Arbeit von Melina und Amiel wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Umso mehr freut sie sich über regelmäßige Unterstützung.
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